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Vergleichsstudie in The Lancet veröffentlicht
Transport von Spenderherzen mit neuem System zeigt Überlegenheit

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Der Transport von Spenderorganen erfolgt unter permanenter Kühlung, darf aber je nach Organ nur eine begrenzte Zeit dauern. Wird die Zeit überschritten, nimmt das Organ Schaden, mit möglicherweise schweren Konsequenzen für den Empfänger. In einer aktuellen Veröffentlichung in dem Fachjournal The Lancet wurden nun zwei Konservierungssysteme von Spenderherzen direkt verglichen.

Die Ergebnisse der Studie belegen die Überlegenheit des sog. HOPE-Verfahrens (Hypothermic Oxygenated Machine Perfusion) gegenüber der statischen Kühlung (SCS), wie sie heute Standard ist. Die Klinik für Herzchirurgie des Universitätsklinikums Düsseldorf ist eines an der Studie beteiligten Zentren. Prof. Dr. Udo Boeken ist verantwortlich für den Bereich Herztransplantation an der Klinik. Prof. Dr. Artur Lichtenberg, Prof. Boeken und Prof. Dr. Hug Aubin sind Ko-Autoren des Lancet-Papers.

Das HOPE-Verfahren ermöglicht über die reine Kühlung des Organs (SCS) hinaus die maschinell erzeugte Durchspülung während des Transports mit einer speziellen Lösung. Diese kalte, mit Nährstoffen und Hormonen angereicherte Lösung enthält rote Blutkörperchen für die sauerstoffhaltige Maschinenperfusion (HOPE). Die Kühlung hält auch bei diesem System den Stoffwechsel des Herzmuskels niedrig, was die ischämische Schädigung beim Transport über größere Entfernungen weiter verringern kann. Dadurch lässt sich die Transportzeit verlängern und das Risiko für Schäden am Spenderorgan vermindern.

In der ersten klinisch prospektiv randomisierten Studie, die die beiden Konservierungsverfahren vergleicht, wurden zwischen dem 25. November 2020 und dem 19. Mai 2023 204 Herztransplantationsempfängerinnen und -empfänger in die Studie aufgenommen. Das mittlere Alter betrug 48 (IQR 38-56) Jahre in der HOPE-Gruppe und 50 (36-56) Jahre in der SCS-Gruppe. (Eine prospektive Studie ist eine klinische Studie, die eine vor dem Beginn der Studie festgelegte Hypothese auf die Wirksamkeit eines medizinischen Behandlungsverfahrens empirisch überprüft. Randomisiert bedeutet, dass die Zuordnung der Studienteilnehmer und -teilnehmerinnen zur Experimental- oder Kontrollgruppe zufällig erfolgt. Das ist die Voraussetzung, um Unterschiede der beiden Gruppen hinsichtlich des eintretenden Effekts – in diesem Fall direkt auf das getestete Verfahren – zurückführen zu können.)

Die Autoren beobachteten im Ergebnis eine 44-prozentige Risikoreduktion mit dem HOPE Verfahren. Sie war vor allem bedingt durch die deutlich geringere Rate schwerer primärer Fehlfunktionen des Spenderherzens in der HOPE-Gruppe von 11 Prozent gegenüber 28 Prozent in der SCS-Gruppe.

„Diese Studie zeigt, dass die neuartige Konservierungsmethode die Ergebnisse verbessern und eine Transportschädigung deutlich verringern kann - ein entscheidender Gewinn uns Herztransplantationsmediziner und unsere Patienten“, sagt Prof. Dr. Udo Boeken.

Das Autorenteam empfiehlt, Untersuchungen über mögliche Beschränkungen des HOPE-Systems, auch bei der Gruppe älterer Spender, über längere Ischämiezeiten und die Spende nach dem Kreislauftod auszuweiten. Wichtig wäre zudem eine längerfristige Nachbeobachtung der transplantierten Patientinnen und Patienten.

Originalpublikation:

Filip Rega, et al., Hypothermic oxygenated perfusion of the donor heart in heart transplantation: the short-term outcome from a randomised, controlled, open-label, multicentre clinical trial, The Lancet, Volume 404, Issue 10453, 2024, https://doi.org/10.1016/S0140-6736(24)01078-X

Kategorie/n: Schlagzeilen, Pressemeldungen, Medizinische Fakultät, CARID, Alumni-News
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