Mission B: Comic Exhibition
Kinder zeichneten einen Space-Comic
Comics, Graphic Novels oder Mangas: Die Vielfalt grafischer Texte ist groß und der Weltraum und seine (möglichen) Bewohnerinnen und Bewohner sind ein beliebtes Thema. Doch wie unterscheiden sich die verschiedenen Stile und welche Zeichentechniken machen Emotionen erlebbar? Und wie werden der Kosmos, die Erkundung des Weltraums und die verschiedenen Raumfahrttechnologien in Comics dargestellt?
Darüber diskutierte Dr. Elisabeth Scherer des Comicforschungsnetzwerks icon der HHU mit Kindern im Comic Workshop. Und mehr als das: Im Workshop wurden an zwei Nachmittagen eigene Comics, die auf einer japanischen Science-Fiction-Story aufbauen, gezeichnet. Übersetzt wurde die Geschichte von zwei Studierenden der HHU aus dem Studiengang Modernes Japan. Die Grundlagen und Techniken wurden gemeinsam mit der professionellen Manga-Zeichnerin Christina Plaka erlernt und anschließend zu Papier gebracht.
Lesen Sie hier die übersetzte Geschichte "Die Katze" von Shin’ichi Hoshi mitsamt der gezeichneten Comics.
Die Katze - Shin’ichi Hoshi
Herr S lebte allein in einem etwas abgelegenen Haus inmitten eines Wäldchens. Nein, das stimmte nicht ganz, denn er lebte dort zusammen mit seiner Katze. Es war eine teure Katze mit schönem Fell, die Herr S von Herzen liebte und über alles schätzte.
Er legte sich Bücher über Katzen zu, die er immer wieder las, so, dass er sie fast auswendig konnte. Er experimentierte, welches Futter seine Katze mochte und bereitete es ihr jeden Tag zum Fressen zu. Und, wenn seine Katze auch nur ansatzweise kränklich erschien, rief er besorgt den Tierarzt.
Die meisten Leute schauen abends gerne fern, doch Herr S bevorzugte es viel lieber, seiner Katze den Rücken zu streicheln.
Eines Abends hörte er draußen etwas ungewöhnliches. Dann ertönte ein Klopfen an der Eingangstür. Herr S hörte auf, mit seiner Katze zu spielen und neigte verwirrt den Kopf, als er die Tür öffnete und nach draußen sah. Denn es war gar keine Hand, die an seine Tür geklopft hatte.
Es war ein langes und dünnes, braunes Etwas. Es sah aus wie eine Mischung aus einem Krokodilschwanz und dem Fangarm eines Oktopusses.
“Was für eine Art von Streich soll das denn sein?”, fragte Herr S und war einen Blick auf sein Gegenüber. Doch genau in diesem Moment wurde er ohnmächtig. Denn das lange, dünne und braune Etwas war nämlich keine Attrappe oder ein Spielzeug gewesen, sondern ein Teil eines Lebewesens. Von der Körpergröße glich es ungefähr einem großgewachsenen Menschen, doch seine Körperform war völlig anders.
Von vorne betrachtet hatte das Lebewesen die Form eines Kreuz-Symbols von einem Kartenspiel. Aber von der Seite sah es aus wie ein Pik-Symbol, und von oben wiederrum hatte es die Form eines Herz-Symbols. Es hüpfte auf einem einzigen Bein herum und es schien, dass sein Fuß die Form eines Karo-Symbols hatte. Der lange, dünne Arm erstreckte sich von der Mitte des Kopfes.
Dieses Wesen war ohne jeden Zweifel ein Alien. Es war den langen Weg vom Planeten der Karten gekommen. Das Karten-Alien schlüpfte durch die Tür ins Haus hinein.
Die Katze lag gelangweilt herum und miaute. Als das Karten-Alien dies hörte, begann es zu sprechen: ”Ich besitze die Fähigkeit, mit Lebewesen jeglicher Art und Herkunft telepathisch zu kommunizieren. Das habe ich in der Schule gelernt. Wäre es in Ordnung, wenn wir uns ein wenig unterhalten?”
Die Katze hörte auf zu miauen und antwortete auf telepathischem Weg: ”Sieh an, ich kann mich tatsächlich mit Ihnen unterhalten. Das ist aber praktisch. Übrigens, so jemanden wie Sie habe ich noch nie gesehen, was genau wollen Sie hier?”
“Gestatten, ich bin ein Forscher vom Planeten der Karten. Ich bereise viele verschiedene Planeten und mache Aufzeichnungen darüber, ob Planeten friedlich sind oder nicht und welche Unterschiede es zwischen ihnen gibt.”
“Und deshalb sind Sie auch hier vorbeigekommen.”
“Ja, genau so ist es. Jedoch bin ich positiv überrascht. Die Einwohner der meisten Planeten erschrecken, wenn sie mich zu Gesicht bekommen und laufen schreiend weg. Aber Sie nehmen es sehr gelassen.”
„Als Herrscherin kann ich mich doch nicht vor jeder Kleinigkeit fürchten.“
„Faszinierend. Sie gehören also zu den Herrschern dieses Planeten. Erst dachte ich, der zusammengebrochene Zweibeiner dort hinten wäre einer der Herrschenden. Ich bitte vielmals um Verzeihung. Was ist denn dann der Zweibeiner für einer?“ Das Karten-Alien zeigte mit seinem braunen Arm auf den immer noch bewusstlosen Herrn S.
„Sie nennen sich selbst Menschen. Sie arbeiten für uns als unsere Sklaven. Sie sind fleißig und arbeiten sehr hart“, antwortete die Katze prompt.
„Welche Aufgaben erledigen sie?“
„Alles aufzuzählen würde zu lange dauern, aber zum Beispiel hat mir mein Mensch dieses Haus gebaut. Außerdem züchten die Menschen für uns Kühe, deren Milch sie uns jeden Tag geben.“
„Sind Menschen dann nicht durchaus intelligente Lebewesen? Könnte es nicht sein, dass sie eine Rebellion anzetteln, wenn sie einmal mit ihrem Leben als Sklaven unzufrieden werden? Könnte das nicht ein Problem darstellen?“
„Nein, gar kein bisschen. Um so weit zu denken, reicht ihre Intelligenz nicht aus.“ Das Karten-Alien hörte beeindruckt zu, bevor es einen Apparat mit seltsamer Form hervorholte.
„Entschuldigen Sie bitte vielmals meine Unhöflichkeit, aber würden Sie mir gestatten, einen Lügendetektor anzuwenden? Wir wollen sicherstellen, dass unsere Aufzeichnungen korrekt sind.“
„Sicher doch,“ antwortete die Katze mit einem Augenrollen. Das Karten-Alien richtete einen Teil des Apparates auf den Kopf der Katze, und fragte munter drauflos. Auf diesem Weg überprüfte es, ob die Unterhaltung bis jetzt der Wahrheit entsprochen hatte. Viel mehr noch, es überprüfte gewissenhaft, ob die Katze wirklich friedlich war.
„Wir sind fertig, danke für Ihre Geduld. Ich habe bis jetzt noch nie eine Spezies gesehen, die so friedlich über einen Planeten herrscht. Ich hoffe inständig, dass Sie bis in alle Ewigkeit weiter regieren können.“
Die Katze antwortete noch mit einem „Aber natürlich, das ist der Plan,“ während das Karten-Alien seinen unförmigen Körper, aus der Tür manövrierte. Danach stieg es in das kleine Raumschiff, das im Wäldchen geparkt war, und verschwand hinauf in den Nachthimmel.
Währenddessen hat Herr S das Bewusstsein wiedererlangt. Er schaute sich nervös um, und wandte sich an seine Katze: „Du hast nicht zufällig etwas gesehen, oder? Ich habe das Gefühl, eine Gestalt mit ganz komischer Form gesehen zu haben.“
Die Katze reagierte wie üblich mit einem Miau.
Herr S nickte und antwortete: „Du sagst bestimmt du hast nichts gesehen. So muss es sein. Schließlich gibt es ja gar keine Lebewesen, die braun sind und die Form eines Kreuz-Symbols haben. Ich muss es mir eingebildet haben.“
Herr S begann erneut, den Rücken der Katze zu streicheln. Die Katze miaute, als wäre nichts gewesen.